Pressemitteilung
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: Angstmacher oder Heilsbringer?
Man muss weder grundsätzlich Angst vor Künstlicher Intelligenz (KI) haben, noch ist KI der Heilsbringer zur Lösung aller Probleme. Bericht vom Vortrag am 18.10.2024 in Schwabhausen.
Vieles lässt sich heute mit der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“ (KI) effektiver und schneller als früher erledigen, aber mit Intelligenz, mit Logik oder Systemverständnis hat die KI nichts zu tun. Deswegen muss man weder grundsätzlich Angst vor KI haben, noch ist KI der Heilsbringer zur Lösung aller Probleme.“ So das Fazit von Prof. Dr.-Ing. Werner Wolf aus Ottobrunn bei seinem gut besuchten Vortrag am 18.10.2024 in Schwabhausen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist aktuell in aller Munde, nicht zuletzt durch die Verleihung des diesjährigen Physik-Nobelpreises für Grundlagenforschung im Bereich des maschinellen Lernens. In der Presse der letzten Woche fanden sich Schlagzeilen von „KI wird allgegenwärtig sein“ bis zu „Der KI Hype ist vorbei“. Grund genug für die Dachauer ÖDP, sich mit diesem umstrittenen Thema zu beschäftigen.
Prof. Dr. Ing. Werner Wolf begann mit einer kurzen Einführung in die Digitaltechnik. Zum besseren Verständnis erläuterte der Referent auch für den Laien gut verständlich die mathematische Basis, die in jedem Computer verwendet werden, wie das Dualsystem als Grundlage von Rechenvorgängen und die Einführung von Logik-Schaltungen mit Transistoren. Entscheidend für die heutige Bedeutung der Digitaltechnik sind aber die Fortschritte bei der Chip-Technologie seit etwa 1970: immer schneller, immer kleiner, immer billiger, immer energieärmer. Die Kommunikationstechnik, die Wissensverarbeitung und die Robotik waren und sind die Nutznießer dieser rasanten technischen Entwicklung: smartphone, big data und Automatisierung in der Produktion sind dazu Beispiele.
Für Prof. Wolf ist aus dem Blickwinkel des Naturwissenschaftlers die Bewertung der Digitaltechnik und ihrer Anwendungen einfach: es ist zunächst ein neutrales Werkzeug, dessen sich der Mensch zu seiner Unterstützung bei seinen Aktivitäten im Alltag bedient. Was momentan weitestgehend fehlt, ist eine echte Technikfolgenabschätzung im Parlament. Auch die Frage, wie mit sensiblen Daten wie z.B. Patientendaten umgegangen werden darf, ist leider noch nicht befriedigend von der Politik gelöst. Guter Datenschutz steht bei vielen Diensteanbietern leider offensichtlich immer noch nicht an oberster Priorität, da bereits jetzt Daten aus der neuen elektronischen Patientenakte gehackt und im Darknet angeboten wurden. Kritische Anmerkungen zur klassischen Digitalisierung standen daher auch im Mittelpunkt der Diskussion mit den Teilnehmern der Veranstaltung.
Letztlich ist die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ nur eine riesige Kopiermaschine !
„Künstliche Intelligenz“ basiert auf maschinellem Lernen. Wird ein System mit genügend vielen von Experten erstellten Datensätzen gefüttert, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das System gute Ergebnisse liefert, um z.B. einen Text automatisiert zu erstellen. Was sich dabei beeindruckend fortentwickelt hat, ist die Geschwindigkeit, mit der Computersysteme das mittlerweile erledigen. Was die „KI“ aber nicht hat, ist ein echtes Systemverständnis. Prof. Wolf bezeichnete die KI deshalb als „riesige Kopiermaschine“ und Chat GPT als „Digitalen Papagei“.
Füttert man solche Systeme mit fehlerhaften oder einseitigen Datensätzen, ist die KI nicht in der Lage, die Fehler eigenständig zu finden und zu beheben. Genau hier liegen aber auch die Gefahren der KI.
Kritisch sahen die Teilnehmer der Veranstaltung auch den hohen Energieverbrauch der Rechenzentren, die für den Betrieb von KI-Systemen benötigt werden. „Ich finde es gruselig, dass in den USA bereits stillgelegte, uralte Atomreaktoren wieder in Betrieb genommen werden sollen, um den Energiebedarf der KI-Systeme zu decken“, so Adrian Heim, Mitglied des ÖDP Kreisvorstands. „Die großen Digitalkonzerne Microsoft, Amazon und Google planen alle den Einstieg in die Atomkraft, um ihre Energieversorgung sicherzustellen“.
Zum Referenten:
Prof. Dr.Ing. Werner Wolf ist Professor für Informationstechnik und seit 1978 an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität der Bundeswehr München (UniBwM) tätig.
Prof. Dr. Werner Wolf ist seit 2019 Mitglied der ÖDP und dort Leiter des Bundesarbeitskreises Digitalisierung, sowie Mitglied der Bundesprogrammkommission der ÖDP.
Lydia Bartmann / Dagmar Hamberger
Kreisvorsitzende ÖDP Dachau
Anlage: Foto Prof. Dr. Werner Wolf (Prof. Dr. Werner Wolf)